Interview mit Ben Kandler, Trainer

 

14 Punkte in der Hinrunde und erst in den letzten Spielen die meisten Punkte eingefahren, woran hat es gelegen?

Ich denke, das die 14 Punkte vieles widerspiegeln, was uns in der Hinrunde alles widerfahren ist. Am Anfang sind uns mit Maurice und Timo zwei wichtige Eckpfeiler weggefallen, die maßgeblich die letzten vier Jahre in diesem Verein mit geprägt haben. Hinzu gesellten sich immer wieder kleine Blessuren vieler Spieler und Urlaube, die wir in der Masse nicht kompensieren konnten. So schlichen sich viele Fehler, aber auch Einstellungsprobleme ein. Denn bei Misserfolg macht der Kopf meist zu. Ich glaube wenn man als Trainer in einer Hinrunde 17 verschiedene Anfangsformationen wählen muss und sogar 5 Spiele mit Abwehrspielern im Sturm bestreiten muss, dann spricht das nicht gerade für Kontinuität. Wie gesagt, es waren eben nicht nur Maurice und Timo sondern fast immer 6-7 Spieler die wegbrachen. 

 

Immer wieder kam es dazu, dass man Spiele hergegeben hat sowohl nach 2:0 Führungen, wie gegen Füchse und Nordberliner als auch nach Spielverläufen wie gegen Rudow, Stern, Blau Weiß, Türkspor usw.. Ist das eine Folge von den Ausfällen oder auch eine Folge von einem doch jungen Kader?

Ich glaube es ist eine Folge von vielen Dingen, die bestimmt auch diese beiden Fakten beinhalten. Wir alle haben uns in der Phase nicht mit Ruhm bekleckert, wir Trainer haben es nicht geschafft in die Köpfe reinzukommen und sind immer wieder in einer Ecke gelandet auch Spieler spielen zu lassen, die kaum trainiert haben und somit kaum Kraft und Kondition nachweisen konnten. Es war ein Mix aus vielen Missständen, die wir erst nach und nach beheben konnten. Somit haben wir viele Spiele hergegeben, die wir bis zur 60. oder 70. Minute noch auf Augenhöhe bestreiten konnten.

 

Mit dem Sieg gegen Makkabi kam dann die kleine Wende wurde dann vieles besser?

Wenn man sich dann ansieht, das wir danach die meisten Punkte geholt haben, kann man das im ersten Moment so sagen, doch da steckt natürlich mehr dahinter. In erster Linie war allen klar, das es so nicht weitergehen konnte. Die Jungs haben untereinander ein paar Gespräche geführt und wir Trainer haben auch unsere klare Meinung geäußert. Es ist auch sinnfrei alles immer auf die Truppe oder auf die Trainer zu schieben. Unglücklich waren wir alle also mussten wir neue Impulse setzen. Als erstes wurde die Einstellung hinterfragt, als zweites haben wir Rouwen Eisenhut aus der zweiten Mannschaft hochgezogen, der einen unbändigen Willen zeigte und bis heute zeigt und dann kam die Systemänderung dazu, zu der ich eigentlich innerhalb einer Saison ungerne greife, denn man benötigt Zeit dafür, aber man sieht als Trainer lernt man nie aus und darf nicht immer nur in eine Richtung denken sondern muss auch auf die Intelligenz der Spieler vertrauen und eben manchmal das Glück herausfordern. Es kamen danach zwar auch Niederlagen, aber wie zum Beispiel gegen BSC, hörte sich das Ergebnis drastischer an als es schlussendlich war, denn wir waren spielbestimmend und boten eine ansprechende Leistung.

 

Wenn man sich ansieht wie die Berlin Liga bestückt ist und wie in jeder Pause Spieler von A nach B wechseln und was für Summen oft genug gezahlt werden, wie steht man als Trainer dazu und wie neidvoll guckt man manchmal zu der Konkurrenz hinüber?

 

Naja man guckt da schon genau hin und hört ja auch was so bezahlt wird, aber neidvoll würde ich das nicht nennen, es motiviert einen eher, aber man schüttelt auch ab und zu mal mit dem Kopf. An sich ist das mit den Summen nicht das Problem, weil wer Geld hat, kann damit tun und lassen was er will, aber es ist eben ein Rattenschwanz unter dem wir kleine Vereine nun mal am meisten leiden. Wenn wir Spieler haben wollen, können wir nicht mit Scheinen winken sondern müssen mit anderen Fakten überzeugen, die aber manchmal eben nicht ausreichen, denn wir reden hier zum Teil von sehr jungen Spielern, die woanders sehr viel Geld bekommen oder bekamen und sich daran gewöhnt haben. Wenn ich Student bin oder in einer Ausbildung, dann zählt jeder Cent und manche haben eben die Einstellung, das sie lieber auf Spielzeit verzichten und dafür das Geld nehmen. Wir können es nicht ändern deswegen, wir müssen eben unsere Hausaufgaben machen und hoffen das wir die Jungen und talentierten mit anderen Dingen überzeugen können, aber wer das nicht will, den verachten wir nicht, jeder geht seinen Weg.

 

Nun waren die Stationen mit Union 06, Internationale und jetzt DJK nie von viel Geld geprägt, ist das auch ihr persönlicher Weg als Trainer immer wieder in Vereinen zu landen die sich eben nicht durch Spielerkäufe versuchen den Erfolgsweg zu pflastern?

 

Ich glaube das es ein Mix ist, es gibt ja genügend Beispiele wo das Geld nicht automatisch den Erfolg bringt und dann gibt es aber auch Vereine wie Blau Weiß, die Geld haben, aber damit versuchen einen Weg zu ebnen und sich gute Spieler holen, aber eben nicht nur für den ganz kurzfristigen Erfolg. Um ehrlich zu sein, natürlich habe ich mir auch schon oft die Frage gestellt, wie es wäre wenn man bei einem Club ist, der in der Lage ist durch Geld qualitativ sehr gute Spieler zu holen, aber nun ist es ja nicht so,dass ich in den Vereinen,wo ich war oder bin, schlechte Spieler hatte/habe. Bei Union haben wir in 4 Jahren das bestmögliche herausgeholt mit einer Truppe, die sich lange kannte und wo viel Potenzial vorhanden war, aber auch da kamen klasse Spieler wie Daniel Fischer oder Hasan Ulusan oder Konstantin Herr, die uns schlagartig besser gemacht haben und die kosteten auch Geld ( Ablöse). Bei Inter war es ,naja ein langes Thema, super Jugend, super Konzept, aber zu politisch Innerhalb des Vereins, ich kam zu einer Zeit da ging es um vieles, aber nicht um Fußball. Allerdings hat mich die Zeit auch sehr reifen lassen und ich konnte daraus meine Lehren ziehen. Auch hier hatte ich talentierte Spieler und es bedarf auch nicht immer die Möglichkeit zu haben groß einkaufen zu gehen, wenn ein Konzept eher auf den eigenen Nachwuchs ausgerichtet ist.

 

Und bei DJK?

DJK war um ehrlich zu sein am Anfang eher eine Möglichkeit für mich mal das ganze von einer anderen Seite zu betrachten. Ich hatte zuvor mit Union den Aufstieg in die Landesliga geschafft und darauf auch die Klasse gehalten mit viel Arbeit, viel Geduld und einer charakterlich guten, aber auch schwierigen Truppe, dann kam die Inter Zeit, wo ich auf Rat von meinem Vorgänger Andi Fricke hin bin und zu einer Mannschaft kam die gerade aus der Berlin Liga abgestiegen war und wo viele Stammspieler entweder verletzt oder ausgetreten waren, aber wir hatten damals gute Gespräche mit dem damaligen Vorstand um Wolfgang Abitz, wo klar hervorging, dass ich die jungen Talente ranführen sollte, das Ende ist bekannt. Es funktionierte nicht, aber ich war auch gleichzeitig einfach ausgebrannt und platt also fragte bei mir DJK nach, in Form von Heiko Lambert, ob ich mir vorstellen könnte als Co zu arbeiten. Die anderen Angebote die ich hatte, waren alle auf Chefposten bezogen und das wollte ich nicht, da ich nicht bei 100% war. Also entschied ich mit für DJK in der Hoffnung von den Trainern was lernen zu können und dem um Berliner-Fußball erhalten zu bleiben, es kam ja dann alles nach 5 Monaten anders. Aber was ich jetzt nach 15 Monaten als Cheftrainer sagen kann, ist das dieser Verein sich stetig verbessert. Hier sind Leute am Werk, die den Verein lieben, die versuchen Strukturen zu schaffen und neue Wege gehen. Geld ist hier zweitrangig, aber jeder weiß auch das es ohne nicht geht und so versucht jeder jeden Tag das Ganze hier voranzubringen. Klar kann man immer über Dinge meckern, aber egal mit wem man sich unterhält, Fans, Spieler, Sponsoren oder Vorstandsmitgliedern alle versuchen einen guten Weg zu ebnen. Konflikte gibt es immer, aber die gehören zum Vorankommen auch dazu. Es ist spannend wie das Konstrukt DJK Neukölln hier seinen Lauf nimmt. Leider gibt es noch jede Menge im Jugendbereich zu tun, die in den letzten Jahren sehr gelitten hat,aber hier ist der Verein auch gewillt sich zu verbessern. Mal schauen wo das alles hinführt. Ich hoffe es für alle das man sich in der Berlin Liga etablieren kann und das wir aus der Jugend irgendwann mal wieder Spieler hochziehen können ansonsten möchten wir den anderen jungen Spielern in unserer Mannschaft, aber auch jungen Spielern die noch nicht bei uns im Verein sind, einem Weg ebenen die nächsten Schritte zu machen. Geld ist schön, aber spielen ist schöner und beides ist am Besten. Wenn man bei uns genau hinguckt besitzen wir jetzt schon eine junge Mannschaft mit viel Qualität, die aber, eben weil sie so jung ist, auch immer wieder Fehler macht. Wir Trainer wissen damit umzugehen und der Vorstand auch und das ist das Wichtigste, um gut arbeiten zu können. 

 

Zum Abschluss noch eine Frage, Abstiegskampf und gleich mit Rudow einen starken Auftaktgegner. Gut oder schlecht?

 

Ob gut oder schlecht werden wir nach dem Spiel erst sehen. Wenn man da unten drin steht und wenn man auf die Beschaffenheit der Liga guckt, dann gibt es keinen Gegner, wo man sich sicher sein kann punkten zu können und da wir da unten mit in der Verlosung sind, sind wir gezwungen gegen jeden Gegner etwas mitnehmen zu müssen. Es ist also egal wem wir in den ersten Spielen gegenüber stehen. Es wird wieder ein Kraftakt, das steht fest.

 

 

Interview mit Baris Karadag, Trainer

 

 

Was erwartest du von der Rückrunde?

 

Was ich von der Rückrunde erwarte sind Punkte, Punkte, Punkte. Egal wie. In unserer Situation kommt es nicht auf Schönspielrei an. Wir müssen Effektiv sein und egal wie halt Punkte einfahren. Schön spielen und unterm Strich mit nix dastehen ist nicht unser Ziel. Gleich gegen Rudow müssen wir damit beginnen.

 

Du bist jetzt seit dem 1.01.2017 als zweiter Trainer von DJK dabei, wie waren und sind die Eindrücke der letzten 12 Monate?

 

Ich konnte in dieser Zeit viele neue Erfahrungen sammeln und natürlich feststellen, dass man vieles als Trainer aus einem anderen Blickwindel sieht und sehen muss, ich persönlich hätte nicht gedacht auf was man alles achten muss, wo man mit einbezogen wird oder was man alles entscheiden muss, da hat man es als Spieler natürlich wesentlich einfacher.

 

Vorher warst du Jahre lang als Spieler aktiv sowohl bei Blau Weiß 90 als auch bei DJK nun fungierst du als Trainer und das gleich in der Berlin Liga. Worin bestehen die wesentliche Unterschiede?

 

Ich kann sagen worin die Gemeinsamkeit liegt und das ist natürlich der Fußball an sich, aber alles andere kann im Endeffekt nicht unterschiedlicher sein. Als Spieler kommt man zum Training und trainiert, danach heisst es wieder ab nach Hause als Trainer ist das natürlich nicht so einfach. Hier heisst es planen, organisieren, absprechen, hinsehen, erklären, auswerten und und und. Egal ob man 5x in der Woche trainiert oder nur 2x, die Arbeit als Trainer hört eigentlich nie auf, auch nicht den freien Tagen. daran musste ich mich erst mal gewöhnen. 

 

Du trainierst gemeinsam mit Ben Kandler und Frank Greth eine doch sehr junge Mannschaft für die Berlin Liga. Welche Vor-und Nachteile beinhaltet das bezüglich des jungen Kaders?

 

Es macht die Aufgabe einfach interessanter, aber oft auch schwieriger. Natürlich hat man den Vorteil die Jungs formen zu können und ihnen was mitzugeben jedoch müssen sie es auch wollen. Ich persönlich kann das manchmal mit einer Klasse vergleichen, wo man als Lehrer vorne steht und die Kinder testen sich und ihre Grenzen aus. Da muss man oft viel Geduld haben, wir Trainer gucken uns manchmal an und müssen Schmunzeln, denn es steckt viel Potenzial in dieser Mannschaft, aber eben auch viel Kindergarten. Aus dem Schmunzeln kann allerdings auch ein Kopfschütteln werden und die Tonlage und Ansprachen ändern sich dann von unserer Seite aus. Sie bringen uns schon des Öfteren auf die Palme, doch unterm Strich wissen wir was wir an jedem Einzelnen haben und gehen alles mit Spass und der dazugehörigen Portion Ernsthaftigkeit an. Ist halt auch wie ein Jungbrunnen für uns Trainer.

 

Welche Wünsche hast du für die Rückrunde?

 

In erster Linie natürlich den Klassenerhalt zu sichern, aber auch das wir verletzungsfrei bleiben. In der Sommerpause hat uns eine Grippewelle erfasst, die uns einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht hat, jetzt im Winter hatten wir wieder zu eine Phase, wo sich jeder von jedem angesteckt hat, aber es scheint nicht so wie im Sommer zu sein. Wir müssen alle an einem Strang ziehen, alles reinhauen und die Rückrunde gemeinsam positiv rocken und vielleicht schaffen wir es ja die Liga ein wenig auf den Kopf zu stellen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier mal was anderes. eine Kabine sauber zu hinterlassen gelingt nicht vielen Fußballern und uns auch nicht. Wir bedanken uns bei den Platzwarten besonders bei Olli für seine Geduld. Hier der Beweis, dass wir versuchen uns zu bessern. Habt Geduld mit uns!!

 

We Try, we fail, we win oder so ähnlich.